Acht Schritte für den Franchise-Aufbau

von Prof. Veronika Bellone

 

Der Aufbau eines Franchise-Systems sollte immer mit einer umfassenden Analyse des Geschäftskonzepts - auf Herz und Nieren - beginnen. Denn jede Schwäche, jede „Unwucht“ verbreitet sich beim Multiplizieren lawinenartig. Gehen wir nachfolgend nach den acht Wahrheiten aus unserem „Praxisbuch Franchising“ vor. Damit erhalten Sie eine konkrete Vorstellung der Aufbaukriterien und nachhaltigen Erfolgsfaktoren.    

© Bellone Franchise Consulting GmbH, Zug
© Bellone Franchise Consulting GmbH, Zug

Die erste Wahrheit „Franchising eignet sich für gesunde Unternehmen“ befasst sich mit der Unternehmens-Diagnose. Dabei spielt nicht nur der Blick auf die eigenen Stärken und Schwächen des Unternehmens eine Rolle, sondern ebenso, inwieweit sich Chancen und Risiken aus dem Marktumfeld ergeben. So fliessen neue Erkenntnisse über Veränderungen im Konsumentenverhalten und eine Konkurrenzbetrachtung der Branche wie des Franchise-Marktes ebenso ein, wie die Auswertung der Effizienz der zentralen Infrastruktur und des Partnermarketings.     

Die zweite Wahrheit „Franchising ist eine strategische Entscheidung“ dient der Untersuchung, ob sich die Vision, die einmal bei der Entwicklung des Konzept bestanden hat, realisiert und ob Wachstumsziele erreicht wurden. Sind die Schritte zur Abdeckung des heimischen Marktes und zur grenzüberschreitenden Expansion noch immer realistisch oder haben sich wichtige Parameter geändert? Ändert sich dadurch auch die gesamte Zeitplanung und damit entsprechend die Wirtschaftlichkeitsberechnung?    

Die dritte Wahrheit „Franchising braucht Vorsprungsmerkmale“ nimmt sich der so wichtigen Frage der Differenzierung von anderen Wettbewerbern an. Wettbewerbsvorteile sind nicht in Stein gemeisselt. Gerade wenn man sich mit einem sehr innovativen Leistungsangebot am Markt platziert hat, dann gibt es schnell Nachahmer. Es geht nicht darum, sich ständig neu zu erfinden, aber es geht um grösstmögliche Marktkenntnis, wie sich Vorteile im Leistungsangebot längerfristig halten können. Dafür muss stetig eruiert werden, was Kunden und Kundinnen auch als echte Mehrwerte empfinden. Das muss nicht ein einzigartiges Produkt sein. Aber es kann ein einzigartiger Service um das Produkt herum sein, der gerade in der Synergiewirkung des Partnerverbundes herausragend ist.     

Die vierte Wahrheit „Franchising braucht Persönlichkeit“ konzentriert sich auf das oft schwach behandelte Thema der Markenpersönlichkeit von Franchise-Systemen. Welche Werte und Grundhaltungen stehen eigentlich hinter dem Konzeptangebot? Welche Bedürfnisse werden bei den Verbrauchern und Verbraucherinnen sowie bei den Franchise-Partnern und Partnerinnen angesprochen? Wenn Sie beispielsweise mit Ihrem Konzept ein hohes Mass an Sicherheit kommunizieren wollen, dann funktioniert das nur optimal, wenn das Marketingkonzept auch entsprechend harmonisch und glaubwürdig darauf abgestimmt ist. Die Kommunikation und die Bilder zum Angebot - ob Leistungs- oder Franchise-Angebot – müssen diese Werte verdeutlichen. Innovative Franchise-Geber/innen gehen über die fünf Sinne, um Marken emotional erlebbar zu machen. Damit verstärkt sich die Identifikation und Wiedererkennung.     

Die fünfte Wahrheit „Franchising heisst Interaktion, Innovation und Reflexion“ prüft die Struktur des Partnermarketings. Sie umfasst alle Bausteine und Massnahmen, welche die Integration der Franchise-Partner/innen in das System sichern. Angefangen von den Start-up-Leistungen, über die Gebührenkalkulation, bis hin zum laufenden Support gilt es zu ermitteln, ob die zentralen Leistungen wirklich dienlich sind. Kommen die Partner/innen auf die sprichwörtliche Überholspur? Sind Stolpersteine, die den Start behindern, aus dem Weg geräumt? Können sie sich in angemessener Frist auf das konzentrieren, was letztendlich den Unternehmenserfolg für sie selbst und das System ausmacht? Vielleicht müssen aus den ersten Erfahrungen neue Hilfeleistungen kreiert werden, um die Dynamik zu erhöhen.    

Die sechste Wahrheit „Denken in Konsequenzen“ setzt sich schwerpunktmässig mit der Nachhaltigkeit des Systems auseinander. Bereits der regelmässige Check des Franchise-Systems durch eine Beratung oder einen Franchiseverband gehört zum nachhaltigen Wirken des Franchise-Gebers/der –Geberin. Mit ihm werden die ökonomischen Grundlagen für den betriebswirtschaftlichen Erfolg untersucht. Beim Denken in Konsequenzen geht es jedoch um mehr. Nachhaltigkeit baut auch auf sozialer, ökologischer und kultureller Verantwortung auf. Ist das Existenzgründungspaket für eine Franchise-Partnerschaft in ökonomischer und persönlicher Sicht attraktiv? Dabei ist zu beachten, dass sich gerade bei der jüngeren Generation Materielles und Glück entkoppelt haben. Neben der finanziellen Perspektive muss ein System Spass machen, erfüllend sein, Sinn haben,  empfehlenswert sein und in das eigene Lebenskonzept passen. Nur dann ist diese Generation bereit mit einzusteigen. Man möchte bei neuen Entwicklungen dabei sein! Hier ist sehr viel Platz für ein Überdenken des Konzeptes in Richtung eines dynamischen und proaktiven Vorangehens.    

Die siebte Wahrheit „Franchising ist eine Kulturleistung“ durchleuchtet die Rollen der Franchise-Partner/innen im In- und Ausland. Haben sich Eintrittsbarrieren in geografischen Gebieten ergeben, die aufgrund der Werte- und/oder Branchenkultur entstanden sind? Versteht man das Besondere Ihrer kulturellen Leistung als Franchise-Geber/in? Immerhin haben Sie ein Leistungsangebot entwickelt, das eventuell die Branche modernisiert oder sogar den Markt an Franchise-Angeboten revolutioniert hat. Die Frage ist an dieser Stelle, wie gross Ihre Schritte waren, mit denen Sie vorgegangen sind. Konnten Sie die Partner/innen und Verbraucher/innen mitnehmen oder haben Sie sie mit Ihrem Angebot überfordert? Dynamisches Vorgehen kann manchmal auch über das Ziel hinausschiessen oder wie John Naisbitt sinngemäss in seinem Buch „Mind Set!“ schrieb: Sie dürfen als Dirigent Ihrer Musikgruppe nur soweit vorauslaufen, dass Sie noch als zugehörig erlebt werden.    

Die achte Wahrheit „Franchising bedeutet stetige Effizienz-Verbesserung“. Effizienz und Effektivität sind Kern-Erfolgsfaktoren des Franchisings. Leider kommt eine stetige Effizienz-Verbesserung oft zu kurz. Das sollte so nicht sein, denn sie ist für das Franchise-System sowie für die Partner/innen überlebenswichtig. Reflektieren Sie selbst: Inwieweit lernt Ihre Franchise-Organisation aus Fehlern? Wie werden Impulse, Schwächen und neue Lösungen geortet? Wie werden Verbesserungsmassnahmen getestet, abgestimmt und systemweit umgesetzt? Durch die kontinuierliche Effizienz-Verbesserung wird der System-Check rund und das System vermehrt Franchise-Power entwickeln.    

© Prof. Veronika Bellone
© Prof. Veronika Bellone

Einen Leitfaden zum Aufbau und zur Optimierung eines Franchise-Systems, mit zahlreichen Franchise-Denkwerkzeugen, Hilfestellungen und vielen Beispielen, finden Sie in unserem „Praxisbuch Franchising“. Es bringt praxisorientierte Dynamik in den Franchise-Aufbau und in die System-Überprüfung. 

© Prof.Veronika Bellone 04-2017

Praxisbuch Franchising Konzeptaufbau und Markenführung

Veronika Bellone & Thomas Matla,

3. Auflage 2013, mi-Wirtschaftsbuch, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH, München.

 

ISBN Print: 978-3-86880-119-4

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86416-101-8

ISBN E-Book (E-PUB, Mobi) 978-3-86416-122-3

Alle Angaben ohne Gewähr

Über diesen Link kommen Sie direkt zum „Praxisbuch Franchising“ bei der Münchner Verlagsgruppe: https://www.m-vg.de/mi/shop/article/2503-praxisbuch-franchising/

 Noch ein Tipp: Wenn Sie sich für das Thema Nachhaltigkeit in Franchise-Systemen interessieren, empfehlen wir Ihnen unser Fachbuch „Green Franchising“, das 2012 erschienen ist. 

Münchner Verlagsgruppe: https://www.m-vg.de/mi/shop/article/2993-green-franchising/